Mein Studienverlauf zeigt, dass auch verschiedene Möglichkeiten, das Praxismodul zu gestalten, kombiniert werden können und dass sich Studenten*innen nicht darauf festlegen müssen, ob sie ein Auslandsstudium oder ein Praktikum absolvieren, denn- es geht beides!!!
Ich absolvierte zunächst ein Auslandssemester an der Universidad de Costa Rica in der Hauptstadt des Landes, San José. Ich entschied mich dafür, ein Semester sehr weit weg von zuhause zu verbringen, weil ich neue Eindrücke und Erfahrungen sammeln wollte. Durch die Kooperation, die zwischen der Leibniz Universität und der UCR in Costa Rica besteht, war mir sowohl ein Studienplatz wie auch ein Stipendium garantiert, was den weiteren Verlauf erheblich einfacher gestaltete.
Innerhalb meines Auslandsstudiums belegte ich vornehmlich Kurse an der "Facultad de Historia" und beschäftige mich sehr intensiv mit der Geschichte Mittelamerikas (insbesondere mit der Geschichte Costa Ricas). Mein eigentliches "Ziel" war jedoch die Fertigstellung eines Exposés für die Masterarbeit, weshalb ich in Costa Rica auch viel Zeit für Recherchen und die Fertigstellung des Exposés aufbrachte. Das sogenannte "Praxismodul", für das ich diesen Aufenthalt absolvierte, soll den Studenten*innen des Masters die Möglichkeit geben, sich mit einem selbst gewählten Thema tiefergehend auseinanderzusetzen (im Idealfall handelt es sich um das Thema der Masterarbeit) und in dem Kontext, in dem sie sich befinden, zu forschen.
Das war auch mein Ziel. Doch während meiner Recherchen und der Auseinandersetzung mit meinem Exposé bemerkte ich, dass das ausgesuchte Thema zu weit gefasst war und dass mir grundlegende kunstwissenschaftliche Kenntnisse fehlten (es handelte sich um ein Thema, welches eine Kombination aus Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaft und Kunstwissenschaft darstellte). Ich beschloss daraufhin, das Thema zu wechseln und mich mit einer anderen Thematik auseinanderzusetzen, die mich ebenfalls mein ganzes Studium lang begleitet hatte: Der Konflikt zwischen Katalonien und Spanien.
Mein Auslandsstudium in Costa Rica war deswegen aber nicht "umsonst" gewesen, denn ich hatte durch die Kurse an der Universität viel dazugelernt, mein Spanisch hatte sich (vor allem durch das viele Lesen von Texten für die Uni) erheblich verbessert und ich konnte ein Land kennenlernen, was viel zu bieten hat und hier in Europa nicht ganz so bekannt ist bzw. von vielen unterschätzt wird. Während des Auslandsaufenthalt konnte ich mich auch sehr tiefgreifend mit mir selbst auseinandersetzen und habe viel über mich selbst und meine Erwartungen für die Zukunft gelernt. Ich stellte fest, dass ich in einer großen Metropole leben wollte, die unendliche kulturelle Möglichkeiten bietet. Daraufhin beschloss ich, nach Barcelona zu gehen- eine Stadt, zu der ich seit über 10 Jahren eine besondere Bindung habe und die für mich persönlich den perfekten Lebensraum darstellt.
Da das "neue" Thema meiner Masterarbeit auch innerhalb dieses Kontextes zu verorten ist, konnte ich diesen Auslandsaufenthalt ebenfalls dazu nutzen, zu recherchieren und Informationen für meine Arbeit zu sammeln. Dieses Mal entschied ich mich aber für ein Praktikum, da wir keine Kooperationen mit der Universitat de Barcelona haben. Da ich neben dem Master Atlantic Studies auch noch den Lehramtsmaster mit der Fächerkombination Spanisch/Geschichte studiere, entschied ich mich für eine Sprachschule, in der ich 5 Monate Deutsch- und Spanischunterricht gab (s. Bild mit einem meiner Kurse). Mithilfe des Programms Erasmus+ (Förderung von Auslandspraktika in Europa) konnte ich mir diesen Aufenthalt finanzieren.
Dass Barcelona eine tolle Stadt ist, die viel zu bieten hat, ist wahrscheinlich jedem klar. Ich genoss jeden Tag in dieser wunderbaren Metropole, die neben einer beeindruckenden Architektur (Stichwort: Antoni Gaudí), vielen interessanten Museen (u.a. das Museu Nacional d'Art de Catalunya, Museu Picasso, etc.), einer sehr facettenreichen Gastronomie (katalanische Gerichte wie das berühmte "Pa amb tomàquet", die "Calçots" oder bekannte spanische Tapas wie "Patatas Bravas") auch eine beeindruckende Landschaft (einen Stadtstrand direkt im Zentrum) zu bieten hat. Katalonien ist generell ein sehr schöner Teil Spaniens, da das Klima sehr mild ist (angenehme, nicht ganz so heiße, Sommer und einen überaus milden Winter mit bis zu 20 Grad). Zudem verfügt die Region über einen langen Küstenstreifen und einen Teil der Pyrenäen, sodass jeder dort auf seine Kosten kommt.
Letztendlich hatte sich dieser Aufenthalt für mich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Ich konnte Informationen und Quellenmaterial für meine Masterarbeit sammeln, und, noch viel erfreulicher, ich entschied mich, ganz nach Barcelona zu ziehen, nachdem man mir, in der Einrichtung, wo ich das Praktikum absolviert hatte, einen Job angeboten hatte! Auch die Wohnung, in der ich während den 5 Monaten lebte, gefiel mir so gut, dass ich dort weiter wohnen werde.
Dieser Auslandsaufenthalt hätte nicht besser laufen können und ich bin sehr glücklich, dass ich mich letztendlich dazu entschieden habe, nach dem Auslandsstudium in Costa Rica, einen weiteren Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Ich studiere dadurch ein Semester länger, doch die Erfahrungen, die ich sammeln konnte, sind es mir auf jeden Fall wert!
Alessandra Guhr