DFG-Projekt Xenia Miller
Steuerzahler, Haushalte, Straßenzüge. Zur räumlichen Ordnung sozialer Netzwerke in Mühlhausen in Thüringen im 15. Jahrhundert
Mittelalterliche städtische Dokumente wie Geschoßregister, Rechnungsbücher, Kataster, Kopial- und Notulbücher, sowie Bürgerlisten enthaltenen Informationen zu Steuerzahlungen, Personen und deren sozialem und bürgerlichem Status, sowie der Zuordnung zur städtischen Raumstruktur.
Die Reichsstadt Mühlhausen zeichnet sich durch eine hervorragende serielle und parallele Überlieferungslage dieser Quellen aus. Darüber hinaus zeigen die Grundstücksabmessungen in Mühlhausen bemerkenswert wenig Veränderung, was eine Zuordnung der Daten zu den ältesten erhaltenen Stadtplänen aus dem 19. Jahrhundert in Abstimmung mit archäologischen Befunden erlaubt.
Das Ziel der Untersuchung ist es, für die Reichsstadt Mühlhausen aus solchen Aufzeichnungen eine differenzierte Sicht der stark gegliederten mittelalterlichen Stadtgesellschaft und deren politische und administrative Strukturen mit ihrer topographischen Zuordnung unter verschiedenen Gesichtspunkten zu erstellen, die bisher nicht systematisch mit ihren Vernetzungen betrachtet wurden.
Mit diesem neuen Ansatz soll eine Analyse der mit sozialen Beziehungen korrelierten Konstitution und Nutzung von Räumen und ihrer Dynamik ermöglicht werden, die das Konzept des Raums als soziales Konstrukt aufgreift.
Entsprechende Korrelationen könnten z.B. zwischen der Höhe der Steuerleistung bestimmter innerstädtischer Wohngebiete und deren Bebauungsstruktur sowie dem sozialen und bürgerlichen Status der Bewohner bestehen. Aspekte der Geschlechtergeschichte sollen hier ebenfalls Berücksichtigung finden.
Dafür geeignete statistische Indices über einen längeren Zeitraum sollen in einem Datenbanksystem aufgenommen und in ihren Verbindungen ausgewertet werden.
Aus diesen Daten soll über eine Geoinformationssoftware eine sozialtopographische Einordnung und Zuordnung von Personen und Räumen erfolgen und in ihrer zeitlichen Entwicklung verfolgt und interpretiert werden. Damit soll ein Beitrag zur Erforschung der Sozialtopographie der Stadt Mühlhausen mit den Wechselwirkungen ihrer verschiedenen Komponenten und ihren Veränderungen im 15. Jahrhundert erzielt werden.