Vorhaben
Anders als die Dauer des römischen Principats es vermuten lässt, war die Stellung der einzelnen Principes eher prekär als stabil, und in den Spuren antiker Quellen zur römischen Kaiserzeit hat die moderne Forschung das Verhältnis von Senat bzw. Senatoren zum Princeps häufig als ‚Feindschaft‘ beschrieben oder als ‚Opposition‘ konzeptualisiert. Das hier skizzierte Projekt betrachtet dieses Verhältnis differenzierter und analysiert es als eine Form der Konkurrenz. Diese Konkurrenz wurde befördert von einer für die Akzeptanz des römischen Princeps zentralen Facette der Herrschaftsdarstellung, nämlich civilis zu sein: ein Senator, ein Freund, ein lediglich Erster unter Gleichen.
Das Projekt argumentiert, dass die Konflikte zwischen Senatoren und Principes nicht aus einer Übermacht des Princeps und einer Ohnmacht der Senatoren resultierten, sondern gerade aus der Vergleichbarkeit des Princeps: Um als ‚gut‘ akzeptiert zu werden, hatte sich der Princeps demonstrativ im senatorischen Referenzrahmen zu bewegen; dies bot Senatoren die Möglichkeit, sich mit ihm zu vergleichen, ihn einzuholen und herauszufordern. Mit der spezifischen Konkurrenz zwischen Principes und Senatoren vom Principat des Augustus bis zum sog. Sechs-Kaiser-Jahr stellt dieses Projekt zudem einen bislang noch nicht beschriebenen Konkurrenzmodus vor und versucht plausibel zu machen, dass der Umgang mit dieser Konkurrenz wesentliches Motiv sowohl für die ‚Realpolitik‘ und die kaiserliche Herrschaftsdarstellung wie auch für die Modi senatorischer Lebensführung war. Ziel des Projektes ist es damit, die dominierenden Deutungsparadigmen für das politische System des römischen Principats zu ergänzen.