Forschungsprojekte

Laufende Projekte

  • Das postkoloniale Familienarchiv. Kolonialismus und familiäre Erinnerung

    Projektskizze: Das postkoloniale Familienarchiv. Kolonialismus und familiäre Erinnerung

    Im Rahmen des Forschungsprojektes befasse ich mich mit der Frage, wie die Zeit des Kolonialismus in deutschen Familien erinnert wird. Dabei interessiere ich mich unter anderem dafür, welche Rolle materielle Objekte, wie Fotografien oder „Souvenirs“, für die familiäre Erinnerung spielen. Ein besonderer Fokus der Untersuchung liegt auf weißen deutschen Familien mit einer eigenen Migrationsgeschichte in die Kolonien.

    Private Formen des postkolonialen Erinnerns sind, im Gegensatz zur öffentlichen Erinnerungskultur, von der historischen Forschung bislang weitestgehend vernachlässigt worden. Das ist erstaunlich, da doch diverse Studien gleichzeitig die Bedeutung privater Erinnerung für nationale Erinnerungskulturen betonen.

    Mit dem Projekt möchte ich dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen. Dafür verbinde ich theoretische und methodische Zugänge postkolonialer und dekolonialer Studien mit Ansätzen der Forschung zu kollektiver Erinnerung, Erinnerungskulturen und materieller Kultur.

    Aufruf: Haben Sie oder Ihre Verwandten in einer Kolonie gelebt? Haben Sie Fotografien, Kunsthandwerk oder andere „Erinnerungsstücke“ aus dieser Zeit mit nach Deutschland gebracht? Hätten Sie Interesse, mit mir über Ihre Familiengeschichte in der Kolonie zu sprechen? Dann würde ich mich über eine Nachricht von Ihnen freuen. Schreiben Sie mich gerne an unter: jana.otto@hist.uni-hannover.de

  • Weltwissen als Schulwissen. Geographische Wissensbestände des Kolonialismus in niedersächsischen Schulbibliotheken (2024-2025)

    Förderung: Pro* Niedersachen: Kulturelles Erbe – Forschung und Vermittlung in ganz Niedersachsen

    Gemeinsames Projekt mit der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover, dem Kreisarchiv Verden, der Bibliothek des Gymnasiums Ernestinum Celle und der Stadtbücherei Hameln

    Das Projekt befasst sich mit der Erschließung, Digitalisierung und Erforschung historischer Kartenmaterialien und geographischer Quellen aus niedersächsischen Schulbibliotheken hinsichtlich der in ihnen enthaltenen Wissensbestände zum Kolonialismus. Dabei verbindet es erstmalig zwei Forschungsansätze miteinander: es stellt zum einen bedeutende historische niedersächsische Schulbibliotheken in den Kontext der historischen Sammlungsforschung und konzentriert sich hierbei zum anderen auf das Bestandssegment geographischer Wissensaufbereitung und -vermittlung aus dem Forschungsbereich zum Kolonialismus.

    Das Projekt versteht sich als ein erster Auftakt zur Aufarbeitung historischer Schulbibliotheken im Kontext des Kolonialismus. Dabei leistet es in doppelter Hinsicht einen Beitrag zur Erschließung des niedersächsischen Kulturerbes: Zum einen widmet es sich mit dem Fokus auf Historische Schulbibliotheken einer lange vernachlässigten Sammlungsform. Zum anderen greift es mit dem Fokus auf die Vermittlung und Bewahrung kolonialen Wissens im Schulkontext eine Thematik auf, die trotz ihrer Aktualität und wissenschaftlichen Relevanz von der geschichtswissenschaftlichen Forschung bislang weitestgehend ignoriert wurde.

Abgeschlossene Projekte

  • Foto-Ausstellung im ZeitZentrum Zivilcourage: #HannoverKolonial. erinnert? – vergessen? – kritisiert? (2023)

    Projektleitung

    Welche kolonialgeschichtlich relevanten Orte gibt es in Hannover? Wie entstanden diese und was erzählen sie uns heute über die Einbindung der Stadt in den deutschen Kolonialismus? Auf welche Personen, Netzwerke und Strukturen gehen die lokalen Ehrungen für Kolonialakteure zurück? Welche (post)kolonialen Strukturen sind geblieben? Und wie hat sich die diverse Stadtgesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten mit den Erinnerungsorten und den kolonialen Kontinuitäten auseinandergesetzt?

    Mit diesen Fragen befasste sich die Ausstellung „HannoverKolonial. erinnert? – vergessen? – kritisiert?“, die zunächst von März bis September 2023 und dann verlängert bis zum 02. Dezember 2023 im ZeitZentrum Zivilcourage zu sehen war.

    Dabei war es das Ziel des Kurator:innen-Teams, den ursprünglich intendierten ehrenden Charakter der gezeigten Denkmäler, Plätze und Gebäude mit fotografischen Mitteln visuell zu dekonstruieren. In diesem Sinne zeigte und hinterfragte die Ausstellung die kolonialen Orte der Stadt.

    Die Ausstellung entstand als ein gemeinsames Projekt von Studierenden der Geschichte sowie des Master Atlantic Studies an der Leibniz Universität Hannover und des Fotografen Mark Mühlhaus unter der fachwissenschaftlichen Leitung von Dr. Jana Otto.

    https://hannover-kolonial.de/

    Instagram: @HannoverKolonial

  • Studentisches Forschungsprojekt: Koloniale Spuren in Hannover. Gestaltung einer Website (2020-2022)

    Projektleitung zusammen mit Prof. Dr. Brigitte Reinwald

    Bereits im Jahr 2003 veröffentlichte das Historische Seminar der LUH die Website „Koloniale Spuren in Hannover.“ Aus einem studentischen Lehrforschungsprojekt hervorgegangen, informierte sie über die lokalgeschichtlichen Verflechtungen mit der deutschen Kolonialgeschichte und hat seither anhaltend große öffentliche Resonanz gefunden.

    Das Lehrforschungsprojekt widmete sich seit 2020 der Aktualisierung und Erweiterung der Website. Die Themen wurden im Rahmen von Projektseminaren in Kooperation mit verschiedenen lokalen Institutionen (u.a. Zeitzentrum Zivilcourage und der Abteilung Ethnologische Sammlungen am Niedersächsischen Landesmuseum, Hannover) konzipiert und implementiert.

    https://www.ceags.uni-hannover.de/de/kooperationen-und-projekte/koloniale-spuren-in-hannover/

  • Dissertation: Fachkräfte für die Entwicklung. Fortbildungskooperationen zwischen Ghana und den beiden deutschen Staaten, 1956-1976

    publiziert am 05.12.2022 (Open Access): https://doi.org/10.1515/9783110969016 .

    Als im Verlauf der 1950er und 1960er Jahre eine wachsende Zahl afrikanischer Staaten die Unabhängigkeit erlangte, nahm auch die Bildungs- und Ausbildungsmigration in den globalen Norden zu. Der Bildungsaufenthalt im Ausland entwickelte sich von einem Elitephänomen zu einem Karriereweg, den eine größere Zahl (angehender) Student*innen und Fachkräfte mithilfe von Stipendien einschlagen konnte. Denn sowohl kapitalistische als auch sozialistische Staaten begannen, Fortbildungs- und Studienaufenthalte afrikanischer Bürger*innen im Rahmen ihrer jeweiligen Entwicklungspolitik zu fördern. Beide Blöcke versuchten so, die jungen postkolonialen Staaten im Kalten Krieg an sich zu binden.

    Die Dissertation untersucht die Fortbildungskooperation zwischen Ghana und den beiden deutschen Staaten auf der Grundlage von Archivquellen aus allen drei Untersuchungsländern. Dabei konzentriert sie sich auf den Bereich der berufspraktischen Schulungen, der von der Forschung bislang weitestgehend vernachlässigt wurde, obwohl gerade Fachkräfte mit praktische Fähigkeiten von zeitgenössischen Akteuren als wesentliche Voraussetzung für die angestrebte Industrialisierung des afrikanischen Kontinents angesehen wurden.

    Die Studie analysiert drei verschiedene Ebenen der Fortbildungen: Erstens untersucht sie die jeweilige entwicklungspolitische Konzeption der sogenannten Praktikantenprogramme in Ghana, der BRD und der DDR. Zweitens betrachtet sie, wie sich die bilateralen Kooperationen vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts und der je eigenen nationalen Herausforderungen gestalteten. Und drittens nimmt sie die Interaktionen zwischen den teilnehmenden Fachkräften und den deutschen Institutionen in den Blick. Dabei berücksichtigt die geschichtswissenschaftliche Studie systematisch die ghanaischen Interessen, Zielsetzungen und Zwänge und ermöglicht so eine transnationale Perspektive auf die Geschichte der Entwicklungspolitik.

    Betreuerinnen: Prof. Dr. Birthe Kundrus (Universität Hamburg) / Prof. Dr. Brigitte Reinwald (Zweitbetreuung)