Das Symposium „Dealing with Violence - Resolving Conflicts in Africa, Latin America and the Caribbean“ findet vom 25. bis zum 27. Juli 2022 im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover statt.
Förderung: VolkswagenStiftung
Fördervolumen: 100.000 EUR
Antragsteller*innen: Prof. Dr. Brigitte Reinwald, Prof. Dr. Christine Hatzky, (Lateinamerikanische Geschichte, Historisches Seminar), Prof. Dr. Wolfgang Gabbert (Kulturanthropologie/Soziologie, Institut für Soziologie).
Der Einsatz von Gewalt als Machtressource, als Mittel zur Eindämmung sozialer Krisen oder zur Austragung binnen- und zwischengesellschaftlicher Konflikte hat in unterschiedlichen Formen auch politische Ordnungen und gesellschaftliche Systeme in Afrika, Lateinamerika und der Karibik durchzogen, und dies nicht erst seit dem Beginn der europäischen Expansion. Eroberungen und Kolonisationsprozesse seit dem 15. Jahrhundert haben jedoch in vielfältiger Weise auf Gewaltprozesse und -dynamiken in diesen Weltregionen eingewirkt, sie verstärkt, verstetigt oder überformt bzw. neue in Gang gesetzt. Dies lässt sich anhand von Sklaverei und Sklavenhandel, Bürgerkriegen, Repression in autoritären politischen Systemen, ethnisch oder religiös instrumentalisierter Ausgrenzung, Segregation und Vertreibung, Gruppen- oder geschlechterspezifischen Gewaltformen („femi(ni)cidios“, Homophobie) oder der Ausbreitung des organisierten Verbrechens (etwa Waffen- und Drogenhandel) verdeutlichen.
Die Gesellschaften Afrikas, Lateinamerikas und der Karibik waren und sind bis heute immer wieder dazu herausgefordert, belastbare Strategien zur Einhegung und Beendigung dieser Gewaltprozesse zu entwickeln und eigenständige Konfliktlösungen zur Beilegung und Befriedung von Bürgerkriegen und internen bewaffneten Konflikten herbeizuführen. Unter dieser Prämisse haben sich etwa Wahrheits- und Versöhnungskommissionen und andere Konzepte der „transitional justice“ vielfach als erfolgreich für die soziale Aussöhnung erwiesen. Das gleiche gilt für Mediationsprozesse im religiösen Kontext.
Gewaltprozesse und Konfliktbewältigung werden in den jeweiligen Fachwissenschaften in unterschiedlicher und divergenter Weise thematisiert und konzipiert. So fokussieren Anthropologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft zumeist auf Fragen von Kontinuität und Transformation und nehmen die sozialen, kulturellen, ökonomischen und politischen Ursprünge in den Blick ebenso wie die Kontexte von Gewaltphänomenen und -dynamiken bzw. Konfliktlösungen. Film- und Medienwissenschaften sowie Literatur- und Kulturwissenschaften hingegen untersuchen etwa kollektive Erinnerungen an Gewalt ebenso wie individuelle Formen des Gedenkens oder des Vergessens („trauma narratives“). Sie arbeiten mit literarischen und filmischen Narrationen sowie Werken der bildenden und darstellenden Kunst, welche – auch in Disziplinen übergreifender Perspektive – Wirkweisen, Ein- und Fortschreibungen von Gewaltprozessen sowie Bewältigungsstrategien vergegenwärtigen und ergründen.
Die Konferenz bringt Vertreter*innen unterschiedlicher Disziplinen und Weltregionen miteinander ins Gespräch, um den Austausch – insbesondere auch mit und unter Wissenschaftler*innen des Südens - zu fördern. Darüber hinaus eröffnet sie einen Raum für in der Forschung bisher eher selten eingenommene, vergleichende Perspektiven.
Weitere Informationen und einen Link zur Anmeldung finden Sie hier.